Von Sascha Buchbinder
Warum greift der Tierschutz nicht ein? Auf der Internetseite
dogmeat.org kann man seit gestern zwischen 45 Hunderassen per
Mausklick auswählen und sich «Bruste», Nacken, «Rucken», Beine oder
«genze Hunde» kommen lassen. Ein Klick, und das gewünschte
Fleischstück fällt in den Einkaufskorb (vgl. Bild). Ein ganzer Hund
kostet 201.60 Euro, die Brust (4 Kilogramm) ist für 54 Euro zu
haben. Moderate Preise, angesichts des Versprechens von Dogmeat,
dass ihre Hunde reinrassig seien und sich im Angebot auch Tiere
finden, die lebend wesentlich mehr kosten würden. Aber den Herren
Marc Lee und Kim Daewoo, die auf ihrer Homepage den ersten Schweizer
Heimlieferservice anbieten, geht es nicht ums Geld. Sie wollen, dass
die Kunden sich von der «super Qualität von unserem Hundefleisch
nach ihrem Geschmack» überzeugen, und hoffen, dass so in Europa
endlich die «dummen Vorurteile verschwinden und alle Menschen das
Fleisch vom Hund geniessen können». Die Werbung kommt mit dem
holprigen Charme asiatischer Gebrauchsanweisungen daher.
Hundespiessli «Morima Geagogi»
Gleich neben dem Fussball-WM-Stadion in Seoul befinde sich der
Hauptsitz der Kim Daewoo Dogmeat Company, wo man «Köstlichkeiten»
wie Hundefleisch-Spiessli «Morima Geagogi» mit «Gennip»-Sauce
geniessen könne, wird auf der Homepage geworben. Neu biete man Hunde
auch in Zürich an, inklusive mehrere Rezepte zur Zubereitung des
Fleisches zu Hause. Für die Zürcherinnen und Zürcher habe das gleich
mehrere Vorteile: Denn nicht nur, dass sie endlich Hundefleisch
geniessen könnten, auch die Zeiten, das vor den Sommerferien Hunde
auf der Strasse ausgesetzt werden, sollen vorbei sein. Die Firma
verspricht, gesunde und geputzte Tiere aufzunehmen. Ein Hund mit
umgehängtem Danke-Schild wirbt für den entsprechenden Service.
Kunst am Hund
Warum der Tierschutz nicht eingreift? Vielleicht, weil, wer sich
auf die Suche nach den Urhebern der Internetseite macht, zwar
zunächst auf diverse falsche Spuren gelockt wird, die allesamt nach
Korea weisen. Wenn man aber etwas genauer hinsieht, bemerkt man,dass
die Daten von einem Rechner inder Schweiz bereitgestellt werden.
DNS.SNM-HGKZ.CH lautet die Domain-adresse, die auf den Server der
Hochschule für Gestaltung, Studienbereich neue Medien, hinweist.
Und die Studenten dort sind weniger auf pikante Speisen als auf
provokative Inhalte spezialisiert. Marc Lee, offiziell «Leiter
Zurich Branch», bestätigt auf Anfrage, dass die Seite als
Kunstprojekt aus dem Umfeld der Hochschule zu verstehen ist. Ihren
Anfang nahm die Aktion in einer Diskussion über die Bitte der Fifa
an die Adresse Südkoreas, die Koreaner sollten doch während der
WM-Spiele auf Hundefleisch verzichten.
[06.06.2002]